(23.10.2024, 18:51)martinusbaum schrieb: - wenn das dicke Anlasserkabel frei im Motorraum hängt fließen ca. 160 mA.
Kontrollmessung: Widerstand zwischen dickem Roten Kabel und Fahrzeugminus 20,6 MegOhm
- mit dickem Kabel zusätzlich am Anlasser angeschlossen: 290 mA
Kann dem Text zwar nicht sicher folgen, meine jedoch herauszulesen, das nur ein Stromfluss zum fingerdicken roten Kabel zum Anlasser festzustellen ist.
Was bitte ist das "dicke Roten Kabel"? Da gibt es mehrere.
Ich meine zu verstehen, du hast das umgesetzt:
Da sollen 290 mA fliessen?
Interpretiere "wenn das dicke Anlasserkabel frei im Motorraum hängt fließen ca. 160 mA" so:
Wird das in den Anlasser verschwindene, orange-rote Kabel vom Anschraubbolzen abgeschraubt, dann fliessen immer noch 160 mA.
Zu deiner Frage:
(23.10.2024, 18:51)martinusbaum schrieb: - Stromleck in der Anlasserleitung (da gibt es immer noch den umwickelten Abzweig Richtung Motor) ?
In der Anlasserleitung zwischen Batterie und Anlasser nicht (wie auch?).
Aber nach deiner Prüfung im eingebauten Anlasser-Motorschalter, im Bild oben das mit den beiden dicken Anschraubbolzen.
Der Anlasser-Motorschalter ist quasi ein sehr potentes Relais.
Am Bolzen unten links im Bild geht eine rot-orange isolierte Leitung in den Motor.
Das ist die eigentliche Versorgungsleitung des Anlassermotors.
Einerseits fliessen bei abgeschraubter, rot-orange isolierter Leitung in den Motor 160 mA.
Damit hat der Schalter offenbar selbst schon einmal intern einen Schluss nach Masse.
Dann MIT angeschlossenen rot-orange isolierter Leitung in den Motor insgesamt ein (Fehler)strom mit 290 mA.
Das sind zwei Fehlerströme zusammen.
Einer direkt nach Masse.
Der andere über den Anlassermotor nach Masse.
Also:
- direkt intern (siehe oben) 160 mA nach Masse,
- der Rest mit (290-160 mA=130 mA) über
- die in irgendeiner Weise beschädigten Kontakte des Anlasserschalter
- die Feldwicklung
- die Ankerkohlen,
- dem Anker
nach Minus.
Damit sind gleich zwei Stromkreise geschlossen.
Das ganze als ASCII-Schaltbild:
Minus--Schad-Widerstand1 im Anlasserschalter-------------------------------------------------+---Amperemeter--Plus Batterie
Minus--Ankerkohle1--Anker--Ankerkohle2--Feldwicklung--Schad-Widerstand2 im Anlasserschalter--+
Bei einer Messung hast du den oberen Teil,
bei der anderen beide zusammen gemessen.
Ein intakter Schalter wäre so:
Minus--Ankerkohle1--Anker--Ankerkohle2--Feldwicklung--Luftstrecke im Anlasserschalter----Amperemeter--Plus Batterie
Wegen der Luftstrecke mit Widerstand gegen unendlich im Schalter fliesse dann auch kein Strom.
Weil der Motor mit den wenigen mA gar nicht zuckt, merkt man das nicht.
Der defekte Anlasserschalter wird zwar mit 2 W "dauerbeheizt", wegen der großen kontakte wird die Wärmeleistung jedoch sofort abgeführt.
Davon merkt man also auch nix.
Wenn es interessiert, Schnellbesohlung:
Ein typischer Anlasser besteht aus zwei Teilen:
Dem Anlassermotor (die grosse Rolle unten im Bild) und dem Magnetschalter (die kleine Rolle mit den elektrischen Anschlüssen daran)
Zerlegt so aussehend:
Der Magnetschalter ist im Bild die Pos. 6:
An dem Teil, an dem die dicke Leitung am Anlasser endet und mit Muttern verschraubt ist, ist der eigentliche, große Anlasserschalter drin.
Die dünnere Leitung kommt vom "Schlüsselschalter" und führt 12v in Anlaßstellung.
Damit wird in der Rolle ein Elektromagnet eingeschaltet.
Was passiert dann?
Vereinfacht:
Der Elektromagnet zieht einen Kolben und der wieder über einen Schenkhebel das Anlasserritzel (2) in die Aussenverzahnung des Motor-Schwungrads (das ist das klacken).
Ist der Kolben ganz eingezogen, wird der grosse Kontakt im Magnetschalter des Anlassermotor betätigt, damit läuft der Anlasser endlich an. (Mehr dazu
hier.)
Damit:
Der Anlasserschalter soll auch wie ein solcher wirken.
Also geöffnet keinen Stromfluss zulassen, also elektr. Widerstand gegen unendlich, damit Stromfluss =0.
Geschlossen aber hunderte Ampere fließen lassen können (im JK04 Anlasser-Nennleistung 2,2 kW)
Damit das sauber auch bei tieferen Minustemperaturen funktioniert, muss nicht nur der Schalterwiderstand gegen null gehen, sondern auch der JEDER Verschraubung, JEDER Kabelverpressung.
Auch die der Minusschleife!
Wenn jetzt mit geöffneten Schalter etwas fließt, ist der Anlasserschalter defekt.
Verkokelt, verschlissen, was auch immer.
Den so genannten Magnetschalter als Einheit gibt es einzeln, muss aber mit Expertise ausgetauscht werden.
Langes geschreibsel, gar kein Sinn:
Weil mit der Zeit auch weitere Teile des Anlasser gesamt verschleißen, empfiehlt sich der komplette Austausch.
Das sollte eigentlich bei einer Revision gemacht werden:
Beispielhaft und ohne Gewähr für einen JK04:
Valeo Art.-Nr.: 438202
Hella Art.-Nr.: 8EA 012 526-151
Bosch Art.-Nr.: 0 986 023 530
Lucas Art.-Nr.: LRS02304
Magneti Marelli Art.-Nr.: 063721415010
TESLA TECHNICS Art.-Nr.: TT15344 PRO
Bei wiedermontage und langfristig sichere Funktion WICHTIG:
- ordentlich an ALLEN Kabelverpressungen zerren, da darf nix wackeln.
Nicht nur die Pluskabel, sondern auch alle Minusverbindungen, insbesondere Massebänder zw. Motor und Karosserie, Batterie und Karosserie,
- Alle Kontaktstellen metallisch blank machen. Darauf achten, das beide oberflächen wirklich flächig anliegen. Ggf. Oberflächen nacharbeiten.
- KEINE Mittelchen an den blank gemachten Kontaktflächen!! NUR die beiden blanken Metalloberflächen sollen DIREKT aneinanderliegen.
- Fest(!) verschrauben, damit werden die blanken Oberflächen stark aneinandergedrückt. Es kommt weniger Wasser und auch weniger Gas (Sauerstoff der Luft) an die Kontaktoberflächen.
- Erst zum Schluss nur aussen mit einem Korrosionschutzwachs versiegeln.
"Seefeste" Schutzwachse zum pinseln oder sprühen, die grifffest werden. Z.B. ohne Werbung Tectyl amber.
- Nur so kommt sicher kein Wasser, im Winter Salzlauge und sogar viel wichtiger: kein oxidierendes Gas an die Kontaktoberflächen.
Was gasdicht ist, ist auch wasserdicht.
Die Kontaktoberflächen bleiben dann dauerhaft blank und haben einen genügend kleinen elektrischen Übergangswiderstand.
Gerade bei den nicht unwichtigen Aspekten der Verkabelungen bin ich mir auch bei Markenwerkstätten nach Sichtung von dortigen Instandsetzungen niemals wirklich sicher, das dies dort auch umgesetzt wird. Daher mache ich das am ende des Tages doch besser selbst.
Klar: Die machen nur "zeitwertgerechte Instandsetzungen".
Da kann bei älternen Töffs (wie eigentlich aus dem Straßenbild zu eliminierte JK) auch mehr gemurkst werden, dann geht das schneller...
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Tom